Friedrich Woess (1915-1995)


Inhalt

Kurzer Lebenslauf
Über die Aquarellkunst von F. Woess
Über das "Haus Woess" in Trins
Links (Aquarelle, Ausstellung, und Anderes)

Bei Interesse wenden Sie sich bitte an: woess@TUGraz.at
Telephon: 0316/337608 oder 0316/8737130 oder 0512/264822


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F. Woess, Mai 1995

Kurzer Lebenslauf

Geboren am 7. Mai 1915 in Innsbruck.

Dort Volksschule und eine Klasse humanistisches Gymnasium.

1926 Umzug der Familie nach Wien, Besuch des Schottengymnasiums, Matura 1934.

Studium der Naturwissenschaften an der Universität Wien
und am Kaiser-Wilhelm-Insitut für Biologie Berlin/Dahlem bis 1939.

1939 - 1941 Kriegsdienst. 1941 Studienurlaub und Promotion.
Danach wiederum Kriegsdienst bis 1945.

1944 Heirat mit Dr. Elisabeth Tschermak.

1945 - 1947 in russischer Kriegsgefangenschaft.

1948 - 1950 Zusatzstudium an der Hochschule für Bodenkultur
und der technischen Hochschule Wien.

1950 Geburt der Tochter Ulrike, 1954 des Sohnes Wolfgang.

1950 - 1956 wissenschaftliche Hilfskraft
am Insitut für Obst- und Gartenbau der Hochschule für Bodenkultur.

1962 Habilitation für Grünraumgestaltung.

1967 ausserordentlicher Professor für Grünraumgestaltung und Vorstand
des neugegründeten Instituts für Grünraumgestaltung und Gartenbau.

1970 Ernennung zum ordentlichen Universitätsprofessor.

Ab 1973 Aufbau des Studiums "Landschaftsökologie und Landschaftsgestaltung".

1982 Silberne Ehrenmedaille der Stadt Wien.

1985 Emeritierung.

1987 Goldenes Ehrenzeichen des Landes Wien.

1990 Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.

1995 Pro meritis Almae Matris Viridis.

Gestorben am 23. Dezember 1995 in Trins.

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Über die Aquarellkunst von F. Woess

(Text von Wolfgang Woess)

Blumen
Callistephus sinensis und Cosmos pipinnata, 1950

Friedrich Woess hat schon in seiner Jugend zu malen begonnen. Die Unsicherheit der politischen und wirtschaftlichen Lage in den 30er Jahren und der frühe Tod seines Vaters erlaubten es ihm nicht, eine küstlerische Ausbildung zu beginnen. Das Malen als zentrale Tätigkeit in der Freizeit führte er zeit seines Lebens fort. Nur wenige, frühe Bilder sind Öbilder; diese Technik entsprach seinem ungeduldigen Wesen nicht gut. Wir (seine Kinder - meine Schwester und ich) hüten einen Nachlass von ca. 850 Aquarellen, das erste von 1932 und das letzte aus dem Jahr 1992.

Das obige Bild ist nicht typisch, unter seinen Bildern sind nur wenige Stilleben. Typisch ist allerdings der präzise Titel, hier lateinische Pflanzennamen. Dieser Blumenstrauss hing jahrelang an der Wand des Arbeitszimmers seiner Frau, Elisabeth Tschermak-Woess (1917-2001), im Botanischen Insitut der Universität Wien, wo sie Professorin war.

Fast alle Bilder von Friedrich Woess sind Landschaftsaquarelle. Seine Bildauffassung war handwerklich-konservativ, und im Bereich der nichtprofessionellen Künstler ist diese Ausrichtung sicher nicht selten. Alle Bilder wurden vor Ort in der freien Natur gemalt, zu Hause wurden nur selten, und wenn, dann nur geringfügige Verbesserungen vorgenommen. So war auch das Ende seiner malerischen Aktivitäten im Alter von 77 Jahren dadurch bedingt, das ihm das Sitzen auf dem kleinen Klapphocker zu beschwerlich wurde, den er bis dahin zusammen mit den anderen Malutensilien bei jeder Wanderung und jedem Ausflug mitgetragen hatte.

Foto2
F. Woess, Dezember 1984

Im Kreis der Verwandten und Bekannten erfreuen sich die Bilder großer Beliebtheit, und auch im Kurhaus Bad Hall in Oberösterreich hingen vor 20-25 Jahren mehrere seiner Aquarelle (ob sie dort noch immer zu sehen sind, ist mir nicht bekannt). In der Muße während meherer Kuraufenthalte in Bad Hall sind einige der besten Bilder entstanden (siehe Teil 3 der hier zu sehenden Aquarelle). An eine organisierte Verkaufs- und Ausstelungstätigkeit hatte Friedrich Woess nie wirklich gedacht (mit Ausnahme einer kleineren Ausstellung an der Hochschule für Bodenkultur in den Fünfziger Jahren); erst als er im Alter mit dem Malen aufgehört hatte, begann er sich dafür zu interessieren. Anfang der Neunziger Jahre kam einmal der Maler Feri Zotter zu Besuch, er versprach, beim Zusammenstellen einer Ausstellung zu helfen. Leider starb Zotter wenig später. So kam es, das die erste grosse Ausstellung von Aquarellen von Friedrich Woess erst anlässlich seines achzigsten Geburtstages an der Universität für Bodenkultur eröffnet wurde (organisiert von Prof. Schönthaler und mir) und ausserhalb der BOKU weitgehend unbeachtet blieb.

In den vergangenen Jahren habe ich viele Urlaubsabende in unserem Haus in Trins damit verbracht, die uns hinterlassenen Bilder systematisch zu archivieren. Nun ist es an der Zeit, einen Versuch zu unternehmen, eine Auswahl von Bildern einem lokalen Publikum in Tirol näherzubringen. Ein Viertel (220) aller hinterlassenen Aquarelle haben Motive aus dem Gschnitztal zum Inhalt, weitere 190 stammen aus dem "sonstigen" Tirol (Nord und Süd). Die weiteren Landschaftsaquarelle des Nachlasses stammen nicht nur aus (fast) allen anderen österreichischen Bundesländern, sondern auch von Reisen nach Italien, Griechenland und auf die kanarischen Inseln.

Trins, am 20. Februar 2002, Wolfgang Woess

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Über das "Haus Woess" in Trins

(aus den Erinnerungen von F. Woess, aufgezeichnet 1993)

Während des ersten Weltkrieges wurden zahlreiche Hamsterfahrten von Mutter - oft in Begleitung unseres Vaters [Dr. Friedrich Martin v. Woess, 1880 - 1933] - vor allem in die Täler des Wipptales notwendig. [Anmerkung: die Familie Woess lebte von 1912 bis 1926 in Innsbruck.] Am schwierigsten waren sie im Winter, so zum Beispiel von Steinach nach Gschnitz bei meterhohem Schnee mit Schneereifen.
(...)
Auf den Hamsterfahrten lernten die Eltern [von Friedrich Woess] das Gschnitztal kennen und lieben. Sie verbrachten mehrere Sommerurlaube in Trins, zuerst beim Tostbauern, damals der erste Bauernhof vor dem Haufendorf Trins an der 1912 erbauten Straße von Steinach nach Trins, dann beim Durnthaler, seines Zeichens nicht nur Bauer sondern auch Tischlermeister unweit der Kirche in Trins. Der Sage nach habe ich dort in der Nacht meine kleine Notdurft in die neuen Matratzen verrichtet.
(...)
Im Jahre 1918 kaufte mein Vater dann von der Gemeinde Trins das kurz vorher aufgelassene Schluhaus mit der darüber liegenden Lehrerwohnung. Das Haus war in zwei Stufen erbaut worden. Zuerst bestand es nur aus dem großen, einzigen Schulzimmer und zwei Nebenrämen mit einem einfachen Dach, später wurde die Lehrerwohnung unter Entfernung des einfachen Daches darüber gebaut. Es war ein einfacher Bau jedoch mit Krüpperlwalmdach, welches diese alte Haus dem "Herrenhaus" sozusagen gleichsetzte. Der sonstige Zustand war aber nicht gerade herrenmäßig. Eine noch später angebaute Holzhütte diente für Brennholz. Das Holzrecht für 6 Festmeter Brenn- und Bauholz gehört heute noch zum Haus.
(...)
Das ganze hat damals 7000 Kronen gekostet und wurde noch vor der Geldentwertung erstanden. Der unterste Stock - das Schulzimmer - hatte nur einen einzigen Eingang an der Ostseite der Kirche zugewandt. Für diese Türe hatte der alte Ferschtl, wohnhaft im alten Knappenhaus, die zweiten Schlüssel. Erst kurz vor seinem Tode - wir hatten das Haus schon lange in Besitz - brachte er uns diese Schlüssel.
Gleichzeitig kaufte Prof. Rittler, der Innsbrucker Freund unseres Vaters, das alte Widum oberhalb der Kirche, aussehend wie ein Bauernhaus, mit Legschindeldach. So wurde er also unser Nachbar. Zum Widum gehörte noch eine Waschküche mit darüberliegender Scheune direkt vor unserem Hauseingang. Der Brunnen gehörte auch dazu, die Wasserentnahme aber war gemeinschaftlich geregelt und 1927 wurde ein eigenes Brunnenhaus errichtet. Wasser gab es also nur außerhalb und es mußte mit einer eigenen Kanne zum täglichen Gebrauch oft und oft geholt werden.
(...)
Das Haus wurde hergerichtet, das Dach mit Schaarschindeln aus Lärchenholz gedeckt und das Dach auf der Nordseite vorgezogen, um einen gedeckten Abgang zum großen [ehem. Schul-]Zimmer zu schaffen. Ein westliches Fenster des großen Schulzimmers wurde durchgebrochen und mit einer Doppeltüre versehen. Auch zum Keller unterhalb des Hauseinganges wurde ein Stiegenabgang geschaffen (...) . Geplant wurde dies alles von Mutter und Vater unter Mitwirkung des Trinser Zimmermannes Hermann Jäger, Bote in Trins und Inhaber einer Gemischtwarenhandlung.
(...)
Aus dem Wald wurden kleine Vogelbeerbäumchen geholt und entlang der Grundgrenze eingepflanzt. Dies wurde bereits von Andreas Strickner, dem Kleiselerbauern und dann langjährigen Betreuer des Hauses besorgt. Durnthaler erstellte Ofenbänke oben und unten, Vertäfelungen, Tische, Stühle und Bänke, Schreibtisch für Vater im Schulzimmer sowie Betten für die westseitige Dachkammer, alles ganz dunkel gebeizt zum Schrecken unserer Eltern.
(...)
Die Fichtenholzfußböden, zum Teil schon stark abgegangen, wurden belassen und unter großem Aufwand immer wieder geschrubbt, bis sie ganz hell waren. Burgl Strickner und andere Trinserinnen halfen dabei.
Im untersten Geschoß, in der Wasch- und Selchküche, wurde ein einfaches Badezimmer eingerichtet, in dem ein großer kupferner Waschkessel für heißes Wasser sorgte, natürlich mit der dazugehörigen Holzheizung. Das Abwasser fand seinen Weg unter der Hausmauer durch einfach ins freie. Für die Strickners war dieses Bad ein erstmaliges Erlebnis.
(...)
Auch die Küche wurde übernommen mit gemauertem Sparherd und mit Holz geheizt. Auch im Hochsommer war es daher hübsch warm.
Die Boten von Trins und Gschnitz, Hermann Jäger und Erhartler, versorgten das Tal. Die Botenzentrale in Innsbruck war in der Nähe des Westbahnhofes und des Wiltener Klosters. Beide Boten transportierten auch für uns viel sperriges Gut. So kannte uns auch der Gschnitzer Bote recht gut. Er hatte neben dem Gschnitzer Widum einen kleinen Laden. Sein Hof war der erste der Straßensiedlung Gschnitz.
Die Balkone wurden im Sommer 1927 gebaut. Die damals vorhandene kleine Dachgaube wurde ausgebaut. Bald war der Umbau beendet, und ich sehe noch unseren Vater mit Hermann Jäger, dem Zimmermann, am Kirchplatzl auf der Holzbank sitzen und das Entstandene einer längeren Begutachtung unterziehen ("ob wohl die Balkone halten würden ?").
(...)
Unsere Mutter führte gern ein großes Haus, und das Schulzimmer - eigentlich Arbeitszimmer unseres Vaters - bekam einen großen Tisch und diente oft größeren Einladungen. Auch manche Trinser kamen oft, um in der erhalten gebliebenen Vertäfelung ihre Strichmännchen und sonstigen Verewigungen zu suchen.
(...)
In Trins erinnere ich mich zu dieser Zeit an schwere Gewitter. Der Blitz schlug des öfteren gegenüber im Staatswald ein und alte Bäume brannten wie Fackeln. Nicht selten kam die "Gieße" vom alten, steilen Blaserweg, der hinter dem Rumerhof hinaufführte, über die Hänge bis zum Kirchplatzl, und Vater hatte mit mir alle Hände voll zu tun, um das Wasser richtig abzuleiten. Einmal regnete es sechs lange Tage ohne aufzuhören. Die Straße nach Gschnitz wurde durch eine große und mehrere kleine Muren total unterbrochen. Der Bach führte Hochwasser und richtete Schaden beim Färber in der Säge an und auch beim Prosen unten am Bach. Das Wasser floß dort bei der Haustüre hinein und bei der geschlossenen Stalltüre nicht hinaus. Es wurde erzählt, daß Gotthard Rittler sich von einem Fenster oberhalb der Stalltüre abseilen ließ und mit einem Cepin die Stalltür aufbrach, worauf die Hühner - noch auf den Stangen sitzend - davonschwammen.
(...)
[1926 übersiedelte die Familie von Innsbruck nach Wien.]
(...)
Die Sommeraufenthalte in Trins wurden beibehalten, und zwar während der ganzen schulfreien Zeit im Sommer. Vater konnte seine wissenschaftlichen Arbeiten als Jurist [Anm.: er war Universitätsprofessor für römisches Recht] auch in Trins durchführen, im großen Zimmer, allerdings mußte dort dann völlige Ruhe herrschen. Die Fahrten von Wien nach Trins mit der Westbahn - oft über die Selzthalstrecke - dauerte neun Stunden, natürlich mit der Dampflok. (...) Diese Fahrten in den Urlaub glichen kleinen Übersiedlungen.
(...)
Damals kamen schon viele Fremde - hauptsächlich Sachsen, kenntlich durch ihre gelben Hosen und blauen Jacken (oder war es umgekehrt ?). Sie waren überall anzutreffen und sparten sehr. Sie wohnten zum Beispiel in den Mühlen am Padasterbach und kauften beim Jäger im Laden ein sechzehntel Pfund Butter. Trotzdem brachten sie Geld ins Tal, und das Zimmervermieten begann größere Ausmaße anzunehmen. Daher dachten die Trinser an einen Hotelbau. Woher aber das viele Geld nehmen ? Die Trinser kamen öfter zu Vater, um sich juristischen Rat zu holen. So auch diesmal. Ich sehe noch die ganze Stube voller Bauern. Die Frage war, ob man für den Hotelbau bürgen sollte. Ich weiß noch, wie dringend ihnen unser Vater davon abriet und ihnen die bösen Folgen vor Augen hielt. Aber natürlich hielten sie sich nicht daran. Was weiß denn schon so ein Stadtfrack ! Nun, die Folgen blieben nicht aus. Es kam die Tausenmarksperre, von Hitler verhängt, und die Gäste blieben aus, nicht aber die Schulden. Nun mußten die Bürgen herhalten, und das waren nicht wenige. Unter ihnen auch einer der reichsten Bauern in Trins mit 40 Stück Vieh im Stall.

Wien, am 30. März 1993, Friedrich Woess .

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LINKS:

Aquarelle der Ausstellung in der Raika Steinach, Juni/Juli 2006.

Weitere Aquarelle:

Aquarelle, Teil 1
Aquarelle, Teil 2
Aquarelle, Teil 3
Aquarelle, Teil 4


Aquarelle von einer Griechenland-Reise 1979.

Ausstellung in Trins, Juni-September 2002

Homepage von Trins im Gschnitztal, Tirol

Wipptal-Homepage

Homepage von Wolfgang Woess


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Letzte Änderung: 22.8.2012